Hilft Gewichtsreduktion bei Hirsutismus?

Einige Erklärungen
  • Hirsutismus = Körperbehaarung bei Frauen, die einem männlichen Verteilungsmuster folgen (Bartwuchs, Brust-/Rückenbehaarung etc.)
  • Alopezie = Haarausfall (Kopf)
  • Hypertrichose = Behaarung an sonst stets unbehaarten Stellen, androgenunabhängig
  • Stammbetonte Adipositas = Fettansammlungen im Bauchbereich, sogenanntes viszerale Fett
  • Androgene = männliche Hormone, die auch in normaler Konzentration bei jeder Frau nachweisbar sind, bei PCOS aber durch Insulin angeregt werden und dadurch vermehrt ins Blut abgegeben werden
  • Differentialdiagnostik  = Diagnostisches Ausschlussverfahren, um zu einer Diagnose zu kommen
  • Hyperinsulinämie = krankhaft erhöhte Serum-Insulinspiegel
  • kutane Androgenisierung = Vermännlichungserscheinungenr auf die Haut (Kutis) bezogen, also äusserlich
  • Keratinozyten = Hornbildende Zellen, wie Haare und Nägel
  • pluripotente Zellen = Stammzellen, mit der Fähigkeit jeden Zelltyp zu bilden
KANN GEWICHTSREDUKTION HIRSUTISMUS EINDÄMMEN?

Hirsutismus  als eine Begleiterscheinung des Polyzystischen Ovarial Syndroms (PCOS) ist neben Übergewicht ein belastender Faktor für die Betroffenen. Während medikamentös oder kosmetisch eine Eindämmung des Haarwuchses mittherapiert wird, fokussieren sich Therapieansätze auf Erreichung eines hormonellen Gleichgewichts und auf Gewichtsreduktion. In der Pubertät führt die stammbetonte Adipositas  durch gesteigerte Insulinaktivität mit Stimulation ovarieller Androgene zu PCOS und Hirsutismus. Die eigentliche Ursache für PCOS ist bisher aber nicht gefunden. Es sind Vermutungen und eine Differentialdiagnostik, die zu der Diagnose führen (Rotterdam Kriterien).

Testosteron verändert weibliche Muskelfasertypen

Zudem verändert sich bei hohem Testosterongehalt die Muskelstruktur bei Frauen. Es werden Muskelfasertypen umgewandelt, die  nur gering mit Insulinrezeptoren besetzt sind. Dies führt zu einer geringeren Verbrennung der Glucose. Und führt dazu, dass Fettspeicher am Bauch gefüllt werden (Stammfettsucht). So baut sich eine Negativspirale auf. Das heisst, dass bei Hyperinsulinämie die Androgenproduktion in den Ovarien hoch bleibt. Dies befeuert wiederum die Insulinresistenz. Daher ist Gewichtsreduktion ein Schritt zur Senkung der erhöhten Androgenkonzentration. Da sie sowohl auf Zyklus und Ovarientätigkeit als auch auf den Metabolismus (Stoffwechsel)  wirkt. 5-10 Kg Körpermassereduktion sollten mittels negativer Energiebilanz angestrebt werden (d.h. kurz gesagt „mehr raus als rein“). Aus meinen Erfahrungen empfehle ich ein Gewicht, das sich im BMI um 25 bewegt.

Hat die Gewichtsreduktion Auswirkungen auf die Behaarungssituation?

Leider: NEIN. In einer fünf Jahre dauernden Fallstudie habe ich keine Verbesserung feststellen können. Weder Wechsel der Pille noch Verzicht seit einem Jahr, zeigten bezogen auf den Hirsutismus eine Änderung.

Verbesserung der Stoffwechselwerte

Infolge Gewichtsreduktion von über 18 kg verbesserten sich die Stoffwechselwerte allerdings entscheidend. Mittels einer Low Carb, Low Fat Ernährungsumstellung und Bewegung erreichte die Patientin einen BMI von 23.  Den hielt sie bis heute.  (Siehe DEBEC-Methode ®) . Zumindest kurzfristig verbesserten Epilationsmethoden  die Körper- und Gesichtsbehaarung. Ganz dringend empfehle ich weitere Studien.

Haarlos – Schönheitsideal

Störender und vermehrt auftretender Haarwuchs wird als häufiges Problem angesehen.  Und zwar von Frauen, wie von Männern. Aus unterschiedlichen Gründen entfernen sich Menschen Haare. Weil sie als unästhetisch und hinderlich empfunden werden. Ein nahezu haarloser Körper ist ein Schönheitsideal. Auf dem Enthaarungsmarkt werden so jährlich mehr als 3 Mrd. Euro umgesetzt. Während die einen aus kosmetisch-ästhetischen Gründen agieren, gibt es die Gruppe derer, die unter geschlechtsuntypischer Behaarung leiden. Sie suchen aus kosmetisch-medizinischen Gründen Hilfe.

Hirsutismus in Begleitung eines PCOS, Transsexuelle während Geschlechtsumwandlung, behaarte Naevi, Medikamentennebenwirkungen zeigen Gemeinsamkeiten: Minderwertigkeitskomplexe sowie starke Beeinträchtigung der Lebensqualität.

Zum Haare raufen – Haare sind nicht gleich Haare

Hirsutismus = kutane Androgenisierung, wie auch Akne und/oder Alopezie. Sexualsteroide (Hormone) regulieren hierbei sowohl die Funktionen des Haarfollikels als auch alle Bestandteile, die dem Haarzyklus unterliegen, wie Talg-, Schweiss- und Duftdrüsenapparat. Bei hohen Spiegeln an männlichen Hormonen und normalem Gewicht erklärt sich, dass auch schlanke Frauen mit PCOS an übermässiger Körperbehaarung  leiden  und Epilationen weniger gut wirken können.

Haarzklus 

Mit einer  feststehenden Menge von ca. 5 Millionen Haarfollikeln kommt der Mensch auf die Welt.  Es werden feine, wenig pigmentierte Vellushaare, Terminalhaare und Talgdrüsenfollikel gebildet. Veränderungen des Haar-Bestands erfolgen durch den Einfluss von männlichen Hormonen (Androgen). Dies besonders:

  • im Gesicht
  • auf der Brust
  • an den Schläfen
  • auf den Schultern
  • an den Oberschenkeln
  • unter den Achseln und
  • im Genitalbereich sowie
  • über den Rücken verteilt.
Wachstums-, Ruhe- und Ausgehphase. DIe drei Phasen des Haarwachstums
  • Anagen – aktive Wachstumsphase (Dauer ca. 36 Monate)
  • Katagen – Rückbildung, Zelltod der follikulären Keratinozyten (Dauer ca. 3 Wochen)
  • Telogen – Kolbenhaarbildung, Verlust des Haares  (Dauer ca. 3-4 Monate), Haare gehen aus
  • Sogenannte pluripotente Zellen im Haarbulbus starten mit der Bildung eines neuen Haarfollikels in der telogenen Phase die neue anagene Phase.

Hormone können den Haarzyklus stark beeinflussen. So führen verkürzte anagene Phasen zu Alopezie und verlängerte Anagenphasen zu Hirsutismus. 5-10% aller Frauen sollen von Hirsutismus betroffen sein. Abzugrenzen ist die Hypertrichose, die an androgenunabhängigen Körperstellen auftritt (Unterarme, Unterschenkel). Ethnische Faktoren sind zu berücksichtigen.

Haarentfernung durch Epilation

Die FDA (Food and Drug Administration) definiert die Epilation als ein Verfahren „zur signifikanten Haarreduktion über einen Zeitraum, der länger als der entsprechende Haarzyklus in der Region ist“. Die Sondenepilation oder Elektro-Epilation (Epilationspraxis, Nadelepilation) gehört zu den Verfahren der dauerhaften, definitiven Haarentfernung. Dabei wird die Haarwurzel durch elektrische Energie zerstört. Das Haar muss sich in der Wachstumsphase befinden. Bei hormonell bedingtem übermässigen Haarwuchs, wie beispielsweise beim Krankheitsbild des PCOS mit Hirsutismus, können Hormonpräparate das Haarwachstum nur in Schach halten. Deshalb eignet sich in solchen Fällen die Nadelepilation für ein haarfreies und damit belastungsfreies Leben.

Auch hier sind weitere Studien nötig. Besonders um beispielsweise Effektivität, Anzahl der erforderlichen Nachbehandlungen, Dauer und Rückfallquoten zu ermitteln und Handlungsanweisungen abzuleiten.

Auweh ist das alles kompliziert…
  • Wenn Sie das gerade denken, dann haben Sie völlig Recht. Hormone und Stoffwechsel sind sehr komplex und nicht einfach zu erklären, geschweige denn zu verstehen.
  • Mein Bestreben aber ist es, die Sachverhalte so verständlich wie möglich darzustellen. Helfen Sie mir durch Ihre Fragen, dieses Ziel zu erreichen.

Weiterführen Informationen/Publikation 

Marion Eckert-Krause (2013). Vielversprechende Therapiekombination bei polyzystischem Ovarialsyndrom (PCOS) mit Hirsutismus.  Studienplanung mit Einsatz der Elektro-Epilation,  Abstractbuch, Menopausekongress, Wien

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