Unsere Lockdown-Diät
Fast geschafft – unsere Lockdown-Diät in der ersten Woche, des zweiten Lockdowns in Österreich mit Ausgangsbeschränkung. Im November – anders als beim ersten Lockdown im März – sind die Tage weniger lang hell, die Feierabende kurz und die Temperaturen für Outdoor-Aktivitäten sehr frisch. Auch Regen, Nebel, Schnee laden nicht dazu ein, sich ein langes Workout anzutun. Nass und kalt werden würde das Immunsystem mehr belasten als dass es unterstützt wird. Insgesamt schwierige Ausgangslage, um dann noch in der vorweihnachtlich geprägten Zeit mit Zimtstern und Vanillekipferl, Schoko, Spekulatius eine gesunde Balance zwischen „rein und raus“ bei den Kalorien zu herzustellen.
Im Winter, so mein Mann, geht das Gewicht nach oben und das Massband für den Bauchumfang braucht mehr Zentimeter. Mit dem Neuen Jahr geht das wieder in die andere Richtung. So war es meistens. Und es wurde von Jahr zu Jahr mühevoller mit der Bikini- oder Badehosen-Figur. Mittlerweile sind wir beide über 60 und die kurze Erfahrung des Altseins zeigt, jetzt muss eine andere Strategie her. Corona und Home-Office sind weitere Faktoren, die einen normalen Alltag erschweren.
ABER… wir wären nicht wir, wenn wir das nicht alles in den Griff bekämen. Wir und die DEBEC-Methode ®. Als erstes: Bedarf prüfen. Jawohl, da ist zu viel am Bauch, auf den Rippen und der Waage. Zweitens: worauf verzichten? Bei meinem Mann einfach: Kekse und Bier, bei mir: mein abendlicher Kakao, Schoki, Lakritze.
Sonntags ist Messtag. Massband um Hals, Taille, Bauch und Po belegen den Ist-Zustand. Gewicht macht jeder selbst auf der Waage und hat Zeit, den Wert zu verdauen, bis er in die Liste eingetragen wird.
Bei diesem Mal kommen noch die Blutdruckwerte dazu. Das Alter hat, wie man sagt, schöne Tage, bringt aber auch so Sachen, wie Bluthochdruck hervor. Glücklicherweise keinen Altersdiabetes. Gesund, etwas diszipliniert und bewegt leben zahlt sich nun doch aus.
Bekommen wir mit unserer Lockdown-Diätwoche alles wieder in Reihe?
Unsere Geheimwaffe: Fleischlos! Ja, das ist ein Paradigmenwechsel für jemanden, der St. Galler Bratwurst liebt, für Steak sogar das Gemüse liegen lässt und ein Leberkäs-Weckle die Seele zum Schwingen bringt. Mein Erstaunen ist gross, als er diesem Plan ohne Einwände zustimmt.
Ich schleppte dann auch tatsächlich eine Menge Veggie-Produkte an, die wir ausprobieren. „Fleisch“ aus Erbse, Pilz, Weizengrundsubstanz, Soja – es gibt nichts, was es nicht gibt. Als Brotaufstrich kommen Hummus-Varianten auf den Tisch und ansonsten viel regionales, saisonales Gemüse, Salate und Suppen. Der morgendliche Start mit Müsli, Obst, Haferbrei, Chiasamen, Nüssen und Leinsamen war der Hit. Mittags und abends wurde abgewechselt mit Suppe und Salat, Fisch Ei, Käse. Ein paar Mal gabs eine Suppe als Vorspeise und mal eine Portion Nudeln und mal Bulgur. Ein Brot hatte ich noch gebacken, musste aber die Hälfte einfrieren, weil wir das nicht brauchten, um satt zu werden.
Ebenso reichten die Mahlzeiten aus und machten keine Zwischendurch-Snacks nötig. Die Kalorien pro Mahlzeit habe ich grob berechnet. Damit wollten wir uns keinen Stress machen, aber auch nicht einfach so raten. Das geht in den meisten Fällen schief. Am 4. Tag gabs eine heftige Diskussion um die Milch im Kaffee. Wie viel ich dafür veranschlage, wenn er doch meist nur die halbe Tasse trinke.
Und ganz beeindruckend war es am Abend, wenn der Kalorienverbrauch noch etwas „Luft nach oben“ zuließ. Doch ein Zehntel Wein zum Essen? Dass ein Glas Rotwein Kalorien hat – und nicht so wenig – wurde plötzlich deutlich. Dass das alkoholfreie Bier im Vergleich zum alkoholischen so viel weniger hat, regte eine Auseinandersetzung an, doch am Abend mal einen Tee zu versuchen.
Ein Umdenken passiert durch solche Erfahrungen. Nicht durch Verbote, erhobenen Zeigefinger oder irgendwelche Ideologien. Umdenken wird unterstützt, wenn die Alternativen schmecken. Unser Pilz basiertes Schnitzel – keine Chance. Die Veggie-Bratwurst – keine Chance. Mein Mann sagte mir gestern, wenn die als erstes auf den Tisch gekommen wären, hätte er das Experiment abgebrochen. Da ihm die anderen vegan-vegetarischen Varianten aber wirklich geschmeckt haben, war der Start ziemlich geglückt und unsere Favoriten bleiben im Speiseplan.
„Kebap“, „Mozzarella-Bälli“, „Chunks“ etc. haben es tatsächlich geschafft, dass in den Kombinationen mit Gemüse und Salat kein Fleisch-Hunger entstand, auch kein Bedauern, dass es das nicht gibt. Und die ganze Pflanzen lastige Ernährung hat zu keinen Heisshungerattacken geführt, was auch oft ein Thema bei Ernährungsumstellung/Diäten ist.
Unser tägliches Kalorien-Kontingent belief sich auf 1600-1700 für mich und 1800 bis 2000 bei meinem Mann. Bewegungskalorien haben wir durch Joggen, Spazierengehen, Radfahren und Tennis verbrannt. Und sind incl. Einkaufen und Arztbesuche mit dem Rad in dieser Woche auf 80-94 Outdoorkilometer gekommen.
Gewichtsreduktion: Mein Mann hat fast ein Kilo Gewicht und ich ein halbes geschafft. Seine Bilanz: von 6 Messwerten hat er sich in 5 Werten verbessert (Gewicht, Taillenumfang, Bauch, Hüfte und die Finger-Boden-Übung für die Rumpf-Flexibilität).
Der BMI konstatiert uns noch ein leichtes Übergewicht und deshalb setzen wir unser Experiment fort. Die Motivation ist hoch und weil wir das gemeinsam machen – ohne Widerstände – macht es uns auch richtig Spass. Besonders auch der postprandiale Spaziergang am Abend hat die Begeisterung angefeuert.
Das Home-Office konnte durch Übungen, durch regelmässige Mahlzeiten und übern Mittag eingebaute Bewegungseinheiten aufgelockert werden. Der Tag im Lockdown hat Struktur bekommen.
Blutdruck: keine signifikanten Veränderungen, dieser Teil braucht sicher noch.
Laune: grossartig
Nächste Woche kommen neue Herausforderungen dazu. Aussentermine, die erforderlich sind und Reisen beinhalten. Bin gespannt!