Aufgepasst: PCO ist nicht gleich PCOS!

„PCO ist die Abkürzung für Polycystisches Ovarsyndrom“. So gelesen auf einer Webseite eines  Facharztes in Deutschland.

Ist dem Experten ein Fehler unterlaufen? Oder ist PCO und PCOS das gleiche? Ersteres weiss ich nicht, und letzteres: Nein, ist es nicht. Das, was der Professor beschreibt ist das PCO-Syndrom  kurz PCOS. Aber nicht PCO.

Vermischung passiert oft

Und leider ist mir in meiner Beratungspraxis schon sehr oft diese Vermischung der beiden Krankheitsbilder begegnet und zwar auch von fachärztlicher Experten-Seite. Möglich, dass im Gespräch mit betroffenen Patientinnen versucht wird, möglichst wenig unverständliches medizinisches Wissen zu verwenden – eine löbliche Einstellung, trotzdem muss die Diagnose korrekt bleiben. Und solange es weder Studien noch spezielle Untersuchungen gibt, die Klarheit bringen, orientieren wir uns an den Rotterdam-Kriterien. Denn ob eine Frau PCO oder PCOS hat, ist (Gesundheitsentwicklung und Kinderwunsch) entscheidend für den Umgang damit.

Was habe ich denn nun PCO oder PCOS? Hier kommt Klärung!

PCO und PCOS ist nicht dasselbe und es passieren hier oft noch Verwechslungen. Ob es Mischformen gibt wurde bisher nicht untersucht und so nimmt man die Faktoren, die am ehesten entsprechen.

Generell: PCO wird eher als eine Variante normaler Ovarien interpretiert, eher symptomlos und ohne hormonelle Störung, wie sie bei PCOS zu Konzentrationen männlicher Hormone (Androgene) führt. Und ohne Folgen, wie: Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit, Hirsutismus, Akne, Übergewicht und daraus resultierenden Begleiterkrankungen.

Es gibt erbliche Faktoren und Umwelteinflüsse (Lebensstil) zu beachten und Unterschiede bei der Möglichkeit schwanger zu werden.

Ausserdem unterscheiden sich die Risikoprofile der beiden ähnlich klingenden Diagnosen. (siehe auch: Rotterdam ESHRE/ASRM-Sponsored PCOS consensus workshop group Revised 2003 consensus on diagnostic criteria and long-term health risks related to polycystic ovary syndrome (PCOS). Hum Reprod; 2004)

PCO:

  • Polyzystische Ovarien d.h. Ovarien haben mehr Follikel als normal (mehr als 12 pro Ovar), bei 20-30% aller Frauen
  • Entwickelt sich später als das PCO Syndrom, meist in den 20igern
  • Bei Kinderwunsch weniger Probleme von Schwangerschaft bis Geburt
  • Weniger Risikofaktoren, wie Diabetes, Herz-Gefäss-Erkrankungen, Krebs

PCOS

  • Polyzystische Ovarien bei ca. 10% aller Frauen, meist im Teenageralter mit Hirsutismus, Übergewicht, Akne
  • Gestörter Menstruationszyklus (Oligo-, Amenorrhoe)
  • Hirsutismus
  • Metabolische Störungen
  • Übergewicht (Adipositas) und Folgen, wie Typ- 2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen etc.
  • Hormonelle Dysbalance aufgrund insulinstimulierender Produktion von Androgenen, die die Ovulation beeinflussen
  • Wenn überhaupt, dann oft mehr unterentwickelte Eier, mehr Fehlversuche, höhere psychische Belastung
Kurz gesagt

PCO und PCOS darf man nicht in einen Topf werfen und auch nicht gleichsetzen. Für fundierte Aussagen fehlen (immer noch) geeignete Studien. Um z.B. über die Behandlungsmethode und -Dauer mit Clomifen und Metformin abgesicherte Aussagen treffen zu können. Doch dass die Therapie wirken kann, ist unbestritten. So konnten Erfolge damit nachgewiesen werden.

Individuelle Konzepte nötig

Jetzt ist es an der Zeit, aus dem „Versuchsstadium“ heraus zu kommen und individualisierte Konzepte zu finden. PCOS-Patientinnen brauchen keine Verunsicherung oder falsche Versprechungen – sie brauchen PCOS-Fachexperten, die sie ernst nehmen und mithelfen, wirksame Therapien und/oder Prophylaxe-Massnahmen zu entwickeln.