Mobilität ist das A und O für berufliche Flexibilität
Ich nenne mein Pilotprojekt MoMo – Modale Mobilität. Kurz die Ausgangsbedingungen. In 2020 Job im Rheintal verloren, Wohnsitz in Basel-Stadt behalten. Kürzer als erwartet war meine Arbeitssuche-Zeit und so pendele ich nun seit Mitte Februar von Riehen nach Zofingen. Ca. 55 km morgens und abends. Wohnungen im Wiggertal habe ich mir angeschaut, aber meine Sonnenterrasse mag ich nicht aufgeben. Zudem auch nicht bei einem befristetes Engagement. Immer flexibel bleiben.
Mobilität und Anspruch: Projekt MoMo
Fast 4 Wochen bin ich nun an 5 Tagen die Woche unterwegs. Mein Mobilitätsanspruch hat sich in dieser Zeit gewandelt. In den ersten drei Wochen habe ich ausprobiert, zu welcher Zeit es am günstigsten ist, mit dem Auto die gut 50 km von Riehen nach Zofingen zu fahren. Festgestellt habe ich, je früher desto besser, da dann weniger LKWs auf der Strasse sind und auch weniger Raser. In der Schweiz herrscht zwar 120 km/h vor und meine Strecke ist gespickt mit Abschnitten von 80, 100, 120, doch da halten sich nicht viele dran. In drei Wochen in drei Staus wegen Unfällen… welche Zeitverschwendung.
Je früher, je besser – jedoch nicht für alles
Das ist stressig und eine neue Situation (bisher hatte ich Jobs in Fahrrad– oder Laufdistanz). Erstes Fazit: Je früher ankommen, desto besser der Parkplatz im Parkhaus und je früher am Schreibtisch, um so ruhiger im Grossraumbüro. Das sind Vorteile zumal ich 45 Minuten von Haustür zum Einstempeln brauche.
Was weniger günstig ist: Da wir uns bemühen müssen, die 8 Stunden Arbeitszeit nicht zu überschreiten und ich nur eine halbe Stunde Mittag mache, könnte ich bereits am frühen Nachmittag heimfahren. Wäre auch ideal vom Verkehr und im Hinblick auf meine Sonnenterrasse in Riehen. Aber, dann bin ich nicht greifbar, wenn es Themen zu Produkten zu besprechen, Probleme zu lösen gibt oder Kunden informiert werden müssen. Und dafür bin ich da.
Sitzen im Auto, sitzen im Büro, sitzen daheim – zu viel sitzen
Ich sitze zu viel. Ich sitze im Auto, im Büro und wieder im Auto. Durch das frühe Aufstehen 5:30 Uhr oder früher, bin ich abends entsprechend früher müde und mag nach dem Abendessen meist nicht mehr los zum sporteln. Vor dem Abendessen schaffe ich es aber auch nicht, mich aufzuraffen. Mein Dilemma.
Herangeschlichen – Unzufriedenheit mit der Mobilität
Also bin ich immer fauler geworden und das hat mich unzufrieden gemacht. Mit Ach und Krach 10.000 Schritte pro Tag, mehr Energie rein als raus und manchmal dann auch nicht mal was Gesundes. Das will ich nicht sein und bin es auch nicht!
MoMo – schon die Idee motiviert
Und nun habe ich in dieser Woche – auch in der Hoffnung, der Frühling entwickelt sich – die Kombination frühes Aufstehen, mit dem Rad zum Bahnhof, mit dem Zug nach Zofingen und ein Stück zu Fuss zur Arbeit ausgetüftelt. Es ist dunkel, wenn ich losfahre und derzeit auch bitterkalt und ich bin ein Stunde/ Tag länger unterwegs. Und, was soll ich sagen: Es gefällt mir! Leichter Muskelkater hat sich eingestellt, weil ich versuche, abends den Berg zu erklimmen, den ich morgens nur so heruntersause und ja, weil ich jetzt erheblich mehr aktiv bin als zur Autofahrzeit.
Mobilitäts-Kreativität und Streckenvielfalt
Ich probiere auch verschiedene Verbindungen aus. Muss ich in Olten umsteigen, dann kommt mir schon in den Sinn, ein Fahrrad zu platzieren. Damit ich ohne Umsteigen in den nächsten Zug, mit meist 5-10 Minuten Wartezeit, die Strecke nach Zofingen zu radeln. Sobald es wirklich Frühling ist und heller, werde ich auch diese Variante ausprobieren. Prüfen muss ich noch, wie die Dusch- und Umziehmöglichkeiten in der Firma sind. Ja, meine Mobilität entwickelt sich Tritt für Schritt. Es macht auch Spass, sich zu optimieren.
Rad- Bahn-Office Organisation ist alles
Wie organisiere ich mich: Wegen des nun noch früheren Aufstehens um 4:45 Uhr richte ich abends bereits mein Mittagessen (Gemüse, Bulgur oder Reis oder Kartoffeln mit Hüttenkäse oder Müsli mit Obst und zwei Scheiben selbstgebackenes Brot mit Käse oder Gemüseaufstrich, Apfel/Banane, was gerade greifbar ist), lege die Klamotten bereit, die ich zum Radfahren brauche und die, die ich im Büro anziehen will, Schlüssel, Schloss, Helm, Maske, Firmenausweis, und das Beleuchtungsequipment fürs Rad. DEBEC mal etwas anders.
Gemütlich im Bett Kaffee trinken
Fürs schnelle Frühstück richte ich mir meinen Kaffeetopf, den Filter und stelle die Kaffeedose griffbereit. Und wenn dann morgens der Wecker losrasselt, muss ich nur noch das Wasser zum Kochen anstellen. Unter die Dusche springen. Den Kaffee aufbrühen, den ich mir dann noch mal für 10 Minuten im Bett gönne. Und dann folgt der Rest der Morgenhygiene, anziehen, Rucksack füllen, und los geht’s. Um 5:30 plus minus 5 Minuten wird gestartet. Bis zum Bahnhof und zum Gleis sind es dann knapp 30 Minuten.
Vorteil der frühen Stunde: wenig Verkehr und auch wenig undisziplinierte Radfahrer unterwegs. Abends sieht das dann anders aus. Aber abends ist mir die Zeit, die ich heim brauche egal – Genussradeln und Feierabend einläuten, daheim was Schönes kochen und entspannen.
Zug um Zug im Zug lernen
Die Zugfahrt vertreibe ich mir übrigens mit dem Lernen für meine Ernährungsberatungsausbildung. So ist die Zeit gut genutzt, denn das Lesen und Lernen und mich Inspirieren lassen, Vielfalt und Gesundheit miteinander zu vereinbaren, machen mir auch Spass und dienen der Entspannung. „Mens sana in corporae sano“… na, warten wir mal ab, wenn der erste Regentag meine Euphorie strapaziert oder eine Reifenpanne meine sportlichen Ambitionen stoppt.
Das ist (mein) MoMo
Modale Mobilität habe ich gelernt, vereint viele Möglichkeiten des von „A nach B-Kommens“. Die Mischung muss individuell dem Bedarf entsprechen. Daher ist auf Sicht geplant, dass ich montags, wenn ich aus meinem Wochenende aus Vorarlberg zurückkomme, mit dem Auto anreise, das Auto dann in Zofingen stehenlasse, abends mit der Bahn heimfahre und nach Hause jogge. Ab dem nächsten Morgen mit Rad und Bahn zur Arbeit und erst am Freitag wieder mit dem Auto nach Zofingen und von dort nach Österreich.
MoMo – mein Rundum-Mobilitätspaket mit vielen Facetten.