Patient und Medikament „Nein, meine Pillen nehm ich nicht…“
Ein Patient ist per definitionem ein Leidender. Etwas ist körperlich/seelisch nicht in Ordnung und kann auch nicht durch Selbstheilungskräfte, Tee, Ruhe oder Gespräche gerichtet werden. Ein Arztbesuch wird geplant. Der Arzt erhebt mit Fragen eine Anamnese (Krankengeschichte). Und er stellt gleich eine Diagnose. Oder er vermutet eine Krankheit und lässt weitere Untersuchungen (z.B. im Labor, MRT o.a.) durchführen. Er verschreibt ein Medikament.
So, und nun beginnt das Drama. Der Patient holt sich das Medikament. Er liest den Beipackzettel. Und ist über die Nebenwirkungen erstaunt, entsetzt, aufgeregt. Er fragt sich, ob er mit dem verordneten Medikament nicht noch kränker wird. Vielleicht berät sich der Patient auch mit anderen Menschen aus seiner Umgebung. Dann bekommt er oft zusätzlich kontroverse Meinungen. Und er nimmt möglicherweise das Medikament nicht oder falsch. z.B. zu wenig, zu viel, zu früh, zu spät, zu unregelmässig etc. ein.
Einnahmeverweigerung – Warum passiert das immer wieder?
Ist der Patient nicht so leidend, wie er denkt bevor er mit dem Arzt seines Vertrauens gesprochen hat? Oder wird er plötzlich weniger leidend, wenn er sich mit den Nebenwirkungen auseinandergesetzt hat? Die Situation Patient und Medikament ist weitaus komplexer als man denkt.
Geht ein Patient ohne Medikament heim, denkt er vielleicht, der Arzt nehme ihn nicht ernst und er medikamentiert sich selber oder wechselt den Arzt so lange, bis er etwas verschrieben bekommt, das er dann vielleicht doch nicht einnimmt.
Der Patient von heute ist ein meist informierter Mensch. Das Internet macht es möglich, stiftet aber auch eine Menge Verwirrung (ein Medizinstudium dauert lange und Arzt zu werden bedeutet lernen, lernen, lernen), wenn man ohne Basiskenntnisse versucht seine Diagnose zu finden.
Der Arzt von heute muss sich darauf einstellen und dem Patienten das Gefühl vermitteln, dass hier Fachkompetenz auf Krankheit trifft und die Lösung oder auch die Lösungsversuche (manchmal irritieren auch die Symptome oder kaschieren andere Erkrankungen, die beim ersten Termin nicht sofort ersichtlich sind) fundiert und individuell auf den Patienten abegstimmt sind.
Medikamentenverordnung – Was muss der Patient von vornherein wissen/beachten?
Fragen stellen, wenn ein Medikament vom Arzt vorgeschlagen wird!
- Wozu dient es, wie wirkt es, sind es Tabletten, Ampullen, Salben, Kapseln etc.?
- In welcher Dosierung/Häufigkeit muss es eingenommen werden und wann am Tag oder mit den Mahlzeiten?
- Welche Nebenwirkungen können auftreten oder welche Wechselwirkungen?
- Gibt es alternative Präparate?
- Was passiert, wenn ich das Päparat nicht nehme?Informieren Sie!
Manche Medikamente können sich gegenseitig beeinflussen und somit die Wirkung abschwächen oder verstärken. In diesem Fall kann eventuell ein anderes Präparat gewählt werden oder eine Anpassung an Dosierung oder Einnahmezeit sinnvoll sein.
Heilwirkung versus Nebenwirkungen – Wichtig!
Medikamente sind wie die Medaille oder der Mond – sie haben zwei Seiten. Eine Heil- oder Therapiewirkungsseite und eine unerwünschte Nebenwirkungsseite. Harmlosere Nebenwirkungen können Müdigkeit, Mundtrockenheit, leichtes Unwohlsein sein. In der Krebstherapie können heftigere Nebenwirkungen auftreten. Es ist also stets zu differenzieren. In jedem Fall ist es wichtig den behandelnden Arzt zu informieren, so kann er reagieren oder beruhigen.
Die Unterstützung durch Medizin hat ihren Preis!
Bei heilbaren Erkrankungen ist die Medikamenteneinnahme auf eine bestimmte Zeit ausgelegt und mit Absetzen des Medikaments verschwinden meist auch die Nebenwirkungen. Bei langandauernden Therapien sollte gedanklich immer im Vordergrund stehen, dass die Hauptsymptome verbessert werden und Nebenwirkungen ein zu kalkulierendes Risiko darstellen (sollten), denn jedes Medikament ist eine Zuführung von aussen für eine Krankheit, die den Organismus angegriffen hat, und er selber nicht damit fertig wird. Die Unterstützung durch Medizin hat ihren Preis – so und so. Das Dilemma mit den Krankenkassen ist den meisten präsent, wenn wieder Beiträge angehoben werden oder Leistungen gestrichen werden. Auch Nichteinnahme kostet.