„SanaHealth – mein Gesundheitscoach“

SanaHealth – Ihr Gesundheitscoach

…so wird eine App beworben, die Motivation verspricht und im Gegenzug alle relevanten Gesundheitsdaten bekommt. Was immer die Krankenkassen damit anfangen werden, meine Daten habe ich dem Pilotprojekt zur Verfügung gestellt. Blöd? Vielleicht, aber ohne  Datenangabe hätte ich dann auch gar nicht teilnehmen müssen. Und wäre um eine  Erfahrung ärmer. Ich will nicht alles vorweg nehmen, aber diese App ist … gern weiterlesen, meine Erfahrungen aus 14 Tagen skizziere ich hier…

„Sie wünschen sich einen persönlichen Coach, der Sie täglich motiviert und Ihnen Trainings- und Ernährungstipps liefert? SanaHealth macht’s möglich. Die neue Gesundheits-App begleitet Sie Schritt für Schritt zu einem ausgewogenen und gesunden Lebensstil.“

Von den 1500 Testern haben sich seit 2017 mittlerweile bis heute  ca. 800 angemeldet. Leute, die ich nicht kenne, mit denen ich mich aber vernetzen kann. Frage: Was soll das bringen? WIll ich mich wirklich mit fremden Leuten meiner Krankenkasse vernetzen. Nun, bisher hat meine einzige Anfrage auch noch zu keinem Kontakt geführt. Als Belohnung neben der individuellen  Motivation, darf man dann im Shop einkaufen gehen. Richtig, ich darf mich belohnen. Aber nur, wenn ich Punkte sammele und für die Waren, die man erstehen kann, muss man gehörig viele Punkte sammeln. Dafür muss man sich z.B. täglich 30 Minuten bewegen, Fragen der verschiedenen Coaches beantworten, seinen Schlaf aufzeichnen, seine Gewichtsentwicklung eintragen usw. Der Ansatz ist ganzheitlich gewählt, was sich vernünftig anhört.

 

Heute habe ich es übrigens geschafft. Ich habe mir die Rechte erworben, eine Trinkflasche oder Kopfhörer zu erwerben. Nein, ich warte noch. Der Fahrradhelm ist mein Ziel. über 90000 Punkte braucht man dafür, glaube ich mich zu erinnern. 23000 habe ich. Und so lange halte ich auch durch und spiele nach den Regeln mit.

Neugierig? Ja bin ich! 
Schliesslich habe ich mit meiner DEBEC-Methode ® einen Anteil Coaching (Gesundheitscoach) dabei und lerne gern dazu.
Neugierig wie ich bin, folgte ich dem Aufruf der Sanagate, meiner Privaten Krankenversicherung in der Schweiz und registrierte mich. Profil erstellen, ein paar Anamnese-Daten, wie Alter, Grösse, Taillenumfang, Gewicht und Geschlecht, Blutdruck, Puls, Cholesterin- und Triglyzeridwerte, Blutzucker, Diabetes, Herz-Kreislauf etc. Dann konnte ich mein fitbit Trackingsystem verbinden und schon konnten Schritte pro Tag und Schlafdaten übertragen und verarbeitet werden. Daraus wurden dann gleich mal ein paar Kennzahlen berechnet und das war dann mein persönlicher Gesundheitsindex. Er liegt beim Start bei keine Ahnung, denn man kann schwer länger als eine Woche zurück gehen. Also er lag so bei 840. Das liegt rechts aussen der Gausschen Verteilungskurve und wird als „ausgezeichnet“ bezeichnet.Das Maximum von 1000 werde ich nicht erreichen, da meine Familie Herzprobleme hatte und ich automatisch etwas risikogefährdeter eingestuft werde, auch wenn ich viel gesünder, aktiver und ausgeglichener lebe als meine Eltern und Grosseltern, die aufgrund der Kriegsjahre nicht die besten Chancen hatten (trotzdem aber knapp 90 ohne grosse Einbussen geworden sind).
Aber egal, das ist das Erbe, das ich mitschleppe und dafür stehts um mich gar nicht so schlecht. Da ich ein Wettkampftyp bin und gerne meine Altersklasse gewinnen möchte, möchte ich auch hier mithilfe des Coachings voran kommen. Die 900 muss zu schaffen sein, denke ich und lege los. Ich mache nicht mehr und nicht weniger als früher und bekomme auch gleich mal eine Ladung Gesundheitsindexpunkte. Ich steigere mich zwischenzeitlich auf 847. Dann der Einbruch. Es gibt Punktabzug für Bewegung, für Schlaf, für Ernährung. Wie gesagt, ich ändere nichts an meinem täglichen Ablauf (Aufstehen, Gymnastik, Frühstück, Ins Büro joggen, Alltagsbewegung, abends frische Sachen kochen – fettarm, low carb, Fisch statt Fleisch, keine Wurst, sehr wenig Käse (hier habe ich bewusst zurückgeschaltet), Ballaststoffe im selbstgebackenen Brot – viel mehr geht schon nicht, um nicht den Spass zu verlieren. Irgendwie habe ich mich wiederrausgerappelt und dümpele bei 846  herum. Zwei Schritte vorwärts, 1 zurück, 1 Schritt vorwärts… zäh, zäh, zäh.

Ja, das motiviert doch: „Toll, Sie haben ein Training abgeschlossen“

Und noch eins und noch eins… ich kann gar nicht zuordnen, zu welchem Training. Gefühlt trainiere ich den ganzen Tag, dabei laufe ich morgens und abends und zwischendrin gehe ich und starte mit etwas Gymnastik. Das macht pro Arbeits-Tag ca. 90 Minuten aus. Die Wochenenden liefern mal mehr aber auch mal nichts.

Lohnt sich der ganze Aufwand?

Ich weiss nicht, ob sich das lohnt. Die App mit ihren programmierten Abläufen motiviert mich leider überhaupt nicht. An einem Feiertag, an dem man mal länger schlafen kann, kommt die Aufforderung zu Bewegung. Dann kommt, ich müsste meine Schlafdauer noch eintragen… Hey, du blödes Teil: Ich mach das freiwillig! Und du siehst, was ich alles tue, wann ich tue, wo ich bin, in welcher Intensität ich es tue, dann solltest du auch berechnen können, dass ich einen Tag Faulenzen sehr wohl verdient habe und kein schlechtes Gewissen erzeugt bekommen möchte. Lohnt sich der ganze Aufwand? Für mich nicht. Ich mache es, um Erfahrung zu sammeln und auch in diese Richtung meine Klienten beraten zu können. Über einen längeren Zeitraum würde ich dieses „Aufdrücken“ eines technischen Plans für mein Leben nicht ertragen.

Die App hat Entwicklungsbedarf

Es fehlt der App an Flexibilität oder Individualität, da man ja auf der anderen Seite  – wenn die App es will – für „zuviel“ Bewegung mit Punktabzug bestraft wird. Das kann man übrigens nicht sehen, die auswertung kommt „bratz“ am Folgetag. Beim ersten Mal habe ich die Welt nicht verstanden, mittlerweile gehts mir „den Rücken runter“. Eine App soll Spass machen, motivieren und nicht stressen. Mein Fitbit und Myfitnesspal zeichnen auf, was ich tue, was ich esse, was ich verbrenne und reagiert „rot“, wenn ich über mein tägliches Kalorienziel hinausschiesse, belohnt mich „grün“ und Funkensprühen, wenn ich was geschafft habe und Grafiken zeigen, ob ich zuviel Fett, zuwenig Vitamine oder noch Eiweiss zu mir nehmen sollte. Beim Eintragen der Nahrungsmittel, gibt es Hinweise auf die Werthaltigkeit. Das motiviert mich mehr als Infos über ich soll mehr Nüsse essen, und dann den erhobenen Zeigefinger spüre: aber bitte keine salzigen und ähnliches mehr.

Erstes Fazit

Und das mit der Motivation? M.E. bedenklich, denn wenn schon ein Tag mal nicht strukturiert läuft, gibts Punktabzug. Bitter… das erzeugt Stress oder verleitet dazu… naja Daten manuell einzugeben und passend zu machen, damit man nicht abgestraft wird. Irgendwie nicht Sinn der Sache und wenn ich als Coach meine KundInnen bestrafen würde – holla, die Waldfee – ich könnte einpacken. Ausserdem gibt ein Coach nicht ungefragt irgendwelche Gesundheitsplatitüden ab, z.B. das Wasser gesünder ist als gesüsste Getränke und dergleichen mehr.
Die App mit ihrem Algorithmus gesteuerten Robotercoach kann ziemlich schnell nervig werden. Weil immer wieder die gleichen Texte erzeugt werden und Infos verbreitet werden, die unpassend sind, oberlehrerhaft oder subtil überraschend – Wussten Sie schon, dass es gesünder ist, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren? Hat der Coach nicht mitbekommen, dass ich jeden Tag ins Büro jogge? Und bin ich nicht abgestraft worden, weil ich an einem Tag zuviel gemacht habe laut App? Aber meine tägliche Strecke sind nun mal knapp 10 km und meine durchschnittliche Schrittezahl pro Tag sind 15000 und ja, da ist dann auch mal ein Tag mit unter 10 000 Schritten dabei. Und dann habe ich die Vorgabe nicht eingehalten und bekomme für den Teil Bewegung Punktabzug. So ein Blödsinn!

Fehlerhafte Daten führen zu falscher Beurteilung und Punkteabzug! – Korrektur unmöglich!

Punktabzug habe ich auch bekommen, weil ich an einem Tag angeblich über 15 Stunden geschlafen habe. Keine Ahnung, wie die auf diesen Wert gekommen sind. Meine durchschnittliche Schlafdauer bewegt sich um die 7 Stunden. Korrekturmöglichkeiten gibts nicht – oder habe ich noch nicht gefunden. Plausibilitätscheck der App – Fehlanzeige!
Witzig auch, dass ich ruhig 2-3 Gläser Wein pro Tag trinken dürfte. Wenn ich das mache ist mein Magen kaputt und ich Alkohoikerin.

Kostenpflichtiges Abo als Zusatzeinnahme für Krankenkassen?

Eine (angebliche) Fehlmail kam schon, dass man das Abo verlängern sollte. Bitte… Abo??? Kostenpflichtig???!!!  Ist das die Absicht. Wir testen und später kostet es??? Sozusagen als Portfolio-Erweiterung der Krankenkassenangebote?

Es gibt noch mehr, was mich stört und sogar, was ich bedenklich finde… dazu später mehr. Ich muss mich ranhalten, damit an diesem Feiertag nicht unter meine 10000 Schritte Marke rutsche und wieder Punkte verliere… Die Obst- und Chiasamen-Ration für heute habe ich schon geschafft und mein Zufriedenheitsindex müsste gestiegen sein, weil mich das Niederschreiben eher entspannt als gestresst hat 🙂

Würden Sie bei so was mitmachen?

Würden Sie? Oder machen Sie bereits mit und haben ganz andere Erfahrungen gemacht?
Mich interessiert alles rund um das Thema: Gesundheit(s-Management).
  • Wie finden Sie solche Apps, die von Krankenkassen vorgeschlagen werden?
  • Geben Sie ihre Daten preis? Vertrauen Sie darauf, dass Ihre Daten vertraulich behandelt werden, respektive nur fürs Coaching verwendet werden?
  • Würden Sie im Abo dafür bezahlen – keine individuelle, persönliche Beratung zu bekommen, sondern ein pauschales, digitales Coaching mit allgemeinen Gesundheitsempfehlungen?
  • Wie wünschen Sie sich ein motiviertes Coaching, das Ihnen hilft gesünder zu leben, Risikofaktoren in den Griff zu bekommen?