UM DEN SCHLAF GEBRACHT – HITZEWALLUNGEN UND NACHTSCHWEISSATTACKEN
Starkes Schwitzen und Hitzewallungen (vasomotorisch =gefässbedingt) mit Gesichts-Rötung an Hals und Oberkörper sind deutliche Zeichen peri- bis postmenopausaler Zustände (d.h. die Zeit vor, während und nach den Wechseljahren). Die Frauen leiden oft unter den Attacken, die mit unterschiedlicher Intensität (Nachtschweiss, Unruhe) auftreten. Medizinisch werden diese Erscheinungen als Befindlichkeitsstörungen erfasst, da sie vordergründig keine krankhaften und/oder organischen Ursachen haben. Diese Befindlichkeitsstörungen werden meist erst in Therapien berücksichtigt, wenn sich depressive und/oder somatische Veränderungen einstellen, die in die Lebensqualität eingreifen. Denn auch wenn etwas nicht „krankhaft“ ist – so kann es doch eine schwere Belastung bedeuten, die krank machen kann.
Was passiert bei den Hitzeattacken?
Die Steuerung der Körpertemperatur ist hochkomplex und vergleichbar mit einem Regelkreis, wie man ihn von Heizungen kennt. Eine minimale Veränderung der Einstellung kann grosse Wirkung haben. In diesem Temperaturregelkreis stellen Hitzewallungen eine überschiessende Reaktion dar. Es wird vermutet, dass die Ursache der thermoregulatorischen (thermo = wärme) Fehlfunktion darin besteht, dass die Körperkerntemperatur, das Zentrale Nerven- und periphere Gefäßsystem untereinander in ihrer „Kommunikation“ gestört sind. <keiner versteht, wasder andere will und braucht und es kommt zu Missverständnissen. Schwitzen, Wallungen, Gänsehaut. Für die innere Körperkommunikation sind Botenstoffe (z. B. Hormone) wichtig.
Während der Wechseljahre baut sich das Östrogen ab. Östrogen ist nun aber der Botenstoff, der Zellen miteinander kommunizieren lässt und Reaktionen auslöst. Mit dem Verlust dieses Botenstoffs in der Kommunikation, leidet die Feinsteuerung im Temperaturregelkreis des Hypothalamus. Der Wärmehaushalt des Körpers gerät in Unordnung und kann nicht ausreichend gegensteuern. Durch Substitution (Zuführung) von Östrogen kann eine Art Feinjustierung des „inneren Ofens“ erfolgen und der Zustand normalisiert sich (siehe Hormontherapie).
Hitzewallungen sind nicht einfach Hitzewallungen
Hitzewallungen lösen sich an irgendeinem beliebigen Punkt im Körper und breiten sich langsam oder schnell, gleichmässig oder unregelmässig aber auf jeden Fall unaufhaltsam aus. Es kann das Gefühl eines innerlichen Verbrennens entstehen. Und es kann in kurz andauernde Hitzeschübe (1-5 Minuten) und langandauernde (bis 15 Minuten) unterschieden werden. Die Intensitäten können ebenso variieren wie die Häufigkeiten über den Tag und die Nacht. Nach der Hitze tritt oft ein Kälteempfinden bis zum Schüttelfrost auf und ein Gefühl innerlich zu erfrieren. Nachts kann dies den Schlaf qualitativ beeinträchtigen, was sich in Folge auf Leistung und Stimmung und Allgemeingesundheit niederschlagen kann. Und Hitzewallungen kommen in Verbindung mit Unruhezuständen sowie Herzstolpern vor.
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?
Ganz grob lassen sich die Therapiemöglichkeiten in hormonelle und nicht hormonelle Formen unterscheiden:
Hormontherapie – Diese kann die Beschwerden fast völlig zurückdrängen. Allerdings ist sie nicht nebenwirkungsfrei und auch nicht für jede Frau geeignet. Ihr Frauenarzt wird die passende Therapie abstimmen.
Nicht-Hormonelle Therapien – Diese sind bei leichten Beschwerden oder medikamentösen Gegenanzeigen (Kontraindikation) eine gute Empfehlung. Aber auch hier ist ausprobieren angesagt. Nicht alles wirkt gleich gut bei jeder Frau. Und es kann auch sein, dass gar nichts anschlägt. Zu beachten hier: an der wissenschaftlichen Evidenz von Phyto-Hormonen wird geforscht, d.h. es gibt noch keine Beweise, dass diese Wirkstoffe wirklich halten, was sie versprechen. Jede Frau muss für sich selber ausprobieren, was ihr gut tut.
Zu der nicht hormonellen Therapie zählen auch Antidepressiva: Serotonin-Wiederaufnahmehemmer bei vasomotorischen (gefässbedingten) Beschwerden rücken in den Fokus, da sie die Lebensqualität (Verbesserung der Schlafqualität, Reduktion des Schwitzens) verbessern helfen. Achtung: Sie sind nicht nebenwirkungsfrei und werden ebenfalls unterschiedlich gut vertragen.
Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die verschiedenen Möglichkeiten und sagen Sie ihm auch, wenn sie etwas gar nicht einnehmen möchten.
DEBEC-Methode ® – Selbstwirkungskraft des Körpers nutzen, ohne Medikamente, ohne Nebenwirkungen
Zusätzliche Empfehlungen umfassen Ernährung, Bewegung und Entspannung (siehe DEBEC-Methode ®), nach ärztlicher Abklärung, dass kein Mangel (z.B. Ferritin) vorliegt oder eine ernst zunehmende Erkrankung. Leichte Ernährung (z.b. Mittelmeediät), moderate Bewegung, der sogenannte „postprandiale“ (nach dem Essen) Abendspaziergang kann für Entspannung und stressfreies Einschlafen sorgen. Die Hitzewallungen können ebenfalls moderat zurückgedrängt werden. Mit der entspannten Haltung lassen sich nächtliche Hitzeattacken mental besser verarbeiten. Wichtig ist daher auch eine gute Einstellung zu sich selbst und eine Akzeptanz der zeitlich limitierten Situation. Oft ist mit Ausklang der Wechseljahre die Belastung durch Hitzewallungen geringer bis gar nicht mehr vorhanden.
Schlaf, Schlafdauer, Schlafqualität
Die Abgrenzung der individuellen Schlafdauer gegen die Wertigkeit der Schlafqualität ist wichtig, um Verunsicherungen bezüglich eines vorrangig durch Hitzewallung-Kälteschübe gestörten Schlafs abzubauen. Pauschal 7-8 Stunden Schlaf zu fordern oder als gesund und anstrebenswert zu kommunizieren, ist für Frauen in den Wechseljahren mit Hitzewallungen keine Unterstützung und setzt sie unnötig unter Druck. Man kann nur seinen individuell geprägten Rhythmus finden und ausbauen. Hilfreich könnten Systeme sein, die den Schlaf aufzeichnen und ein Bild der Qualität und der Schlafphasen wiederspiegeln. Wichtig ist ein gemütliches, ruhiges, abgedunkeltes Schlafzimmer, denn auch die Umgebung trägt zu Wohlbefinden bei – beim Warten auf den Schlaf. Und wenn der Partner durch geräuschvollen Schlaf eine Störung darstellt – dann sollte man miteinander sprechen und eine Weile getrennt schlafen.
Die Studienlage ist dünn, da Hitzewallungen trotz einer zum Teil hohen Belastung und Ursache für Folgeerkrankungen zu wenig Aufmerksamkeit bei der Vergabe von Forschungsprojekten eingeräumt wird.