Es gibt ein Signal, das uns Menschen bewegt, Nahrung zu besorgen und aufzunehmen. HUNGER!
Hunger? In Zeiten, in denen nicht an jeder Ecke etwas zu essen gab, war das eine anstrengende Übung. Manchmal waren auch auch die Öffnungszeiten eine Hürde. Aber heute gibts an jeder Ecke etwas zu essen. Imbissbude, Brezelstand, Läden, Restaurant, Fast Food, Bratwurstbuden oder Cafes und Bistros, Tankstellenshops etc. zur Essensaufnahme locken.
Heute ist echter Hunger als Signal Nahrung aufzunehmen, selten. Verlockende Düfte, Sonderangebote und die vielen Gelegenheiten internationale Küche zu konsumieren, verführen uns zum Essen. Auch wenn kein Hungersignal erfolgt ist.
Gespür für Hunger verloren
Bei vielen Menschen ist dann auch das Gespür für echten Hunger verloren gegangen. Und der Appetit hat das Regiment übernommen. Übergewicht und Folgeerkrankungen sind bereits zur Epidemie erklärt worden. Essen ohne Hunger, geleitet durch Appetit und kombiniert mit den vielen Möglichkeiten gefährden auf die Dauer die Gesundheit. Stoffwechselkrankheiten, wie Diabetes, Herzerkrankungen, Gefässverschlusskrankheiten, Schlaganfall, Arthritis, Gicht etc. sind auf dem Vormarsch.
Essen ist was Tolles
Und es gibt so viele Gelegenheiten. Schon längst verwischen sich die als gesund (und auch überstehbaren) definierten Zeiträume. Zwischen den 3 Haupt-Mahlzeiten von 4-5 Stunden passen zwei Zwischenmahlzeiten. Auch gänzliche Verschiebungen durch Verzicht auf Frühstück oder Abendessen sorgen für physiologisch unstrukturierte Verhältnisse bei der täglichen Energieaufnahme. Nicht zu vergessen: Unser Stoffwechsel ist so alt wie der Mensch und nicht an das moderne Leben adaptiert.
Die Qualität der Nahrungsmittel (also unser Treibstoff) lassen wir aussen vor. Heute konnte ich bei einem Meeting beobachten, wie wirklich kontinuierlich beim Diskutieren gegesse wurde. Krass. Es wird gegessen beim Zuhören, beim Nebenbei-Chatten. Und wie keine drei Stunden nach gehabtem Frühstück Erdnüsse, Orangen, Kekse, Schokolade konsumiert wurden. Und das über zwei Stunden nebenbei. Übrigens anschliessend ging es nahtlos zum Mittagessen.
Dauerbetankung strapaziert die Bauchspeicheldrüse und die Insulinproduktion
Eine nahezu Dauerbetankung in einen Tank (Magen) der so gross wie eine Faust sehr viel weniger bräuchte, um zufrieden vor sich hin schaffen zu können und uns vom „Hungrigsein“ in den „Sattzustand“ zu versetzen. Dauerbetankung ohne Energieabgabe – bei jedem Auto würde der Sprit aus dem Tankstutzen laufen – der Mensch speichert. Und da es am Nachmittag (gerade um diese Jahreszeit) noch Weihnachtsnaschereien gibt, der Weihnachtsmarkt auf dem Heimweg liegt und ohne Abendessen der Tag nicht rund läuft, kann man sich ohne Kalorien zählen ausrechnen, dass das zum Gewicht abbauen oder halten zu viel ist.
Essen als legitime Beschäftigung
Es isst sich locker in Gesellschaft, beim angestrengt „Hirnen“, beim – ja auch mal Langeweile überbrücken… Essen als legitime Beschäftigung – unseren Innereien ist der Grund egal. Stimmt eigentlich auch nicht, wir spüren den Protest nur nicht sofort. Tief in unserem Inneren, zwischen, Magen, Zwölffingerdarm, Leber und Galle erstreckt sich die Bauchspeicheldrüse und feuert, bis zur Erschöpfung, wenn permanent Nahrungsbausteine ankommen und verarbeitet werden müssen. Insulin wird von der Bauchspeicheldrüse ins Blut abgegeben. Wenn der „Satt-Modus“ nicht eingeschaltet oder ignoriert wird, und wir essen und essen… dann kommt es später neben Übergewicht zur sogenannten Insulinresistenz und Diabetes. Das, was innen passiert, spüren wir nicht wirklich, ausser dass man sich „stramm“ fühlt und einen Schnaps drauf gibt. Spannen Hosenbund und Hemd, sind das Zeichen, dass die Fettzellen gewachsen sind – Reserve für Notlagen. Da dies bei unserer Versorgungslage schier unmöglich ist, bleibt die Reserve bestehen.
Also braucht es zwei elementare Eigenschaften: Disziplin und Wissen. Wenn ich weiss, was ich mir zuführe und weiss, was ich verbrauche, dann lässt sich die Energie-Stellschraube in die richtige Richtung drehen.
Die einfachsten Formeln der Welt…
- soviel rein, wie raus = Gewicht bleibt gleich (nach Gewichtsabnahmen bei geändertem Lebensstil)
- mehr raus als rein =Gewichtsabnahme (hier muss gemessen/gezählt werden)
- mehr rein als raus = Gewichtszunahme (geht meist von allein)
…und doch für viele Menschen das komplizierteste im Alltag.
Denn hier kommt der Faktor „Verzicht“ ins Spiel. Verzichten ist wie eine Strafe. Ich könnte mir was leisten und „darf“ es nicht, weil ich mir ein entsprechendes Ziel gesetzt habe. Ein Ziel, dass sehr oft „morgen“ nochmal gestartet wird und es gibt viele „morgen“. Und schon haben wir die Disziplin im Boot. Ziel stecken, durchziehen, Erfolge feiern – können nicht viele und die, die es können und auch machen, werden dann oft als spiessig, fanatisch und Spassbremsen bezeichnet. Aber da muss man dann durch, denn es geht ja nicht darum für die anderen zu leben, sondern sich selber das Beste zu geben und seine Gesundheit im Blick zu haben.
Zurück zum Verzicht. Verzicht ist wie Strafe. Verzicht geht gar nicht. Ich will mir doch was gönnen, mich belohnen, das Angebot nutzen. Der nächste Schritt: Diät. Und noch eine, und noch eine und dann die Medien …Bücher, Artikel, Werbebotschaften, sie versprechen den schnellen Erfolg – ohne Verzicht.
Ach und übrigens, es gibt doch einen Lebensbereich, in dem Verzicht gern geübt wird – Bewegung, dem effektivsten Gegenspieler zur Energiezufuhr. Richtig ist: 80% regelt der Organismus über die Ernährung und „nur“ 20% über Bewegung. Wenn man sich überlegt, dass unser heutiger Alltag recht bewegungsarm geworden ist, dann stellen 20% schon eine tägliche Grösse dar. Die WHO empfiehlt 30 Minuten sportliche Betätigung pro Tag – sollte bei 1440 jedem täglich zur Verfügung stehenden Minuten doch drin sein.
Ja aber – höre ich dann Begründungen, warum 30 Minuten trotzdem nicht in die eigene Gesundheit investiert werden können.
Eigentlich schon eigenartig, dass die eigene Gesundheit nicht so in den Vordergrund gestellt wird – ist doch Gesundheit das, was man sich zu Geburtstagen wünscht, wenn man niesen muss und die plötzlich sehr wertvoll wird, bekommt man eine nachdenklich stimmende Diagnose oder den „Schuss vor den Bug“ bei Herzinfarkt und Schlaganfall.
Bei Gesundheit sollten wir einen egoistischen Ansatz haben. Gesundheit macht uns kraftvoll, leistungsfähig, glücklich und wenn wir all das in uns vereinen sind, können wir anderen helfen und Mut machen, die es nicht so gut haben.
Ich finde, darüber könnte jeder von uns nachdenken und ich würde mich darüber freuen, „Appetit“ auf Gesundheit gemacht zu haben.